Die Müngstener Brücke, mit 107 Metern Höhe Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke, ist ein Symbol für Ingenieurskunst, Geschichte und Landschaftsidylle. Doch was für die einen ein Fotomotiv ist, ist für andere ein letzter Ausweg. Immer mehr Menschen wählen diesen Ort, um ihrem Leben ein Ende zu setzen – still, verzweifelt und viel zu oft allein.
Zahlen, die nicht länger ignoriert werden dürfen
Laut verschiedenen Presseberichten, Rettungseinsätzen und zivilgesellschaftlichen Bündnissen ist die Lage eindeutig:
- Über 60 Menschen haben seit 2008 an der Müngstener Brücke ihr Leben verloren.
- Allein im Jahr 2025 wurden bereits 23 Suizidversuche registriert.
- 9 davon endeten tödlich.
- 14 Menschen konnten im letzten Moment gerettet oder vom Sprung abgehalten werden.
Diese Zahlen sind keine bloßen Statistiken – sie stehen für Schicksale. Für Familien, die einen geliebten Menschen verloren haben. Für Helfer:innen, die zu spät kamen. Für stille Verzweiflung, die ungehört blieb.
Warum die Müngstener Brücke?
Die Brücke ist offen zugänglich, abgeschieden, hoch – ein sogenannter „Suizid-Hotspot“, wie ihn die Forschung beschreibt. Orte dieser Art haben oft einen verstärkenden Effekt: Wenn über Suizide dort bekannt wird, steigt die Wahrscheinlichkeit von Nachahmungen.
Doch: Diese Dynamik lässt sich durchbrechen.
Studien aus aller Welt – von San Francisco bis Bern – zeigen: Bauliche Barrieren, Netze, Notruftelefone und Hinweisschilder senken die Suizidrate an solchen Orten drastisch.
Was viele nicht verstehen
Menschen, die an Suizid denken, wollen meist nicht sterben. Sie wollen so nicht mehr leben. Sie suchen nach einem Ausweg aus innerem Schmerz, Hoffnungslosigkeit, Depression, Schuldgefühlen – nach Ruhe, nicht nach dem Tod.
Der Suizidversuch ist oft ein Impuls, nicht der Ausdruck eines klaren Plans. Genau deshalb sind Präventionsmaßnahmen so wirksam.
Hilfe ist möglich. Hilfe ist da. Hilfe wirkt




Was jetzt passieren muss
Trotz der bekannten Gefahrenlage gibt es bis heute keine bauliche Sicherung der Müngstener Brücke. Dabei wäre es längst Zeit für:
- Sicherheitsnetze oder erhöhte Geländer
- Hinweisschilder mit Notfallnummern direkt an der Brücke
- Notrufsprechstellen und Kamerasysteme
- Präsenz von Sozialarbeit und Polizei im Brückenpark
- Medienverantwortung: kein Sensationalismus, Fokus auf Hilfe
„Ein Mensch, der gerettet wird, springt meist nie wieder.“
Das zeigt: Prävention ist keine Verzögerung – sie ist echte Rettung.
Menschen, die in der Krise aufgefangen werden, können weiterleben – und wieder Hoffnung finden.
Was du tun kannst
- Sprich das Thema an – im Freundeskreis, in der Schule, in der Öffentlichkeit
- Reagiere bei Warnsignalen – Rückzug, Hoffnungslosigkeit, Abschiedsformulierungen
- Teile Hilfeangebote, nicht Mythen
- Fordere Veränderung: Brückenschutz ist kein ästhetisches Problem, sondern ein lebensrettendes Gebot
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Jede:r von uns kann dazu beitragen, dass dieser Ort nicht länger als letzte Station dient – sondern wieder ein Ort für Leben wird.